A day at the Proms: Von Abbey Road bis Albert Hal

Mit enthusiastischem Beifall feierte das Publikum das sehnsüchtig herbei gefieberte 6. Promenadenkonzert der Stadtkapelle Saarbrücken und der Bergkapelle St. Ingbert im ausverkauften Saarländischen Staatstheater.

Beatleskes und Klassik bei „A day at the Proms. Von Abbey Road bis Albert Hall“

Zweite Aufführung im Saarländischen Staatstheater am 11. Juli, 19.30 Uhr

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

Hätte man sich einen besseren Termin wünschen können? Eigentlich hatte man 2020 das 60-jährige Jubiläum der Beatles feiern wollen. Wegen Corona musste das wiederholt verschoben werden, aber nun war's dennoch eine Punktlandung, als die Stadtkapelle Saarbrücken und die Bergkapelle St. Ingbert mit zwei Jahren Verspätung ihr sechstes Gemeinschaftskonzert in der beliebten Reihe „A day at the Proms“ aufführen konnten: Just am 80. Geburtstag von Paul McCartney – am 18. Juni 2022 – hefteten sich die beiden sinfonischen Blasorchester auf die Spuren der Pilzköpfe und gingen im ausverkauften Saarländischen Staatstheater (SST) auf eine musikalische Sightseeing-Tour durch London.

„Von Abbey Road bis Albert Hall“ lautete das Motto der mitreißenden Hommage an die Fab Four, charmant moderiert von Melanie Abmeier und Corinna Staub aus den Orchesterreihen. Selbst der saarländische Innenminister Reinhold Jost gab sich in seiner launigen Begrüßungsansprache very british und verkündete dann, stellvertretend fürs gesamte Publikum: „Wir freuen uns wie Bolle!“ Wie immer hatten die über 100 Musikerinnen und Musiker unter der bewährten Leitung von Matthias Weißenauer maßgeschneiderte neue Arrangements auf den Pulten liegen und punkteten mit organischem Zusammenspiel und feinen Soli. Und als zusätzlicher Augenschmaus wurden alle Stücke durch (bewegte) Bilder und Stadtimpressionen auf einer riesigen Leinwand illustriert: vom berühmten Zebrastreifen vor dem Studio in der „Abbey Road“ bis zum Riesenrad „Golden Eye“ an der Themse; irgendwann segelte sogar ein fröhliches Yellow Submarine durch die Luft. Aber wer sollte die Hits der Beatles singen? Eine Boygroup wäre wirklich zu konventionell gewesen. Stattdessen stürmte hier ein weibliches Vokalquartett namens „Ladybugs“ (Marienkäfer) die riesige Bühne: Mit mehrstimmigem Gesang interpretierten Sue Lehmann, Eva Sandschneider, Tina Walter und Inna Herrmann Nummern wie „Penny Lane“, „Got to get you into my life“, „Something“ oder „All you need is love“ und machten auch Ausflüge zum Solo-Werk von Paul McCartney und John Lennon. Bei Pauls Filmmusik zum James Bond-Streifen „Live and let die“ hob gar die Bühne ab, und was hätte einem angesichts der instabilen Weltlage mehr Mut machen können als Johns utopisches „Imagine“?

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

A day at the Proms 2022: Von Abbey Road bis Albert Hall - Kerstin Krämer

In der zweiten Konzerthälfte durften die Damen dann auch ihr komödiantisches Talent ausspielen und mit klassischem Timbre mächtig über die Stränge schlagen: Nach einer rein instrumentalen, turbulenten Magical Mystery Tour durch die „Beatlemania“ trieben es die vier „Ladybugs“ in Rokoko-Kostümen nebst passenden Perücken derart bunt, dass sie von einer Bärenfell-bemützten britischen Garde verhaftet werden mussten. Sehr zum Vergnügen nicht nur des anwesenden Charles Robin Broad, der den Damen diese burleske „Kleine Beatles-Musik“ in der Manier Mozarts auf den Leib komponiert hatte. Ergänzend erklangen Noten von John Sparke, dessen schwungvolle „Ouverture for a great city“ den Abend eröffnete, und Nigel Hess' atmosphärischer dreisätziger Bilderbogen „New London Pictures“: Hier ließ das Riesenorchester die Großstadt wahrlich wuseln und setzte später mit der „Westminster“-Meditation aus Eric Coates' „London Suite“ einen kontemplativen Kontrast. Vom selben Komponisten erklang auch eine äußerst schmissige Version von „London Calling“: Hierfür griff niemand Geringeres als Sébastien Rouland, der Generalmusikdirektor des SST, persönlich zum Taktstock.

Aber was wäre so ein „Day at the Proms“ ohne den abschließenden Mitmachteil, bei dem Edward Elgars feierlicher Marsch „Pomp and Circumstance“ oder Henry Woods „Fantasia on British Sea Songs“ ebenso wenig fehlen dürfen wie Thomas Arnes „Rule, Britannia!“? In der Gestalt von Sue Lehmann wachte Lord Nelson persönlich darüber, dass Anweisungen wie „Taschentücher raus, Schniefen, Hupen, Mitwippen“ getreulich befolgt wurden. Mit den englischen Papierflaggen wurde auch noch gewedelt, als das Publikum beim Medley-Kehraus zum Chor mutierte und so lauthals wie selig „Hey Jude“ schmetterte – es war schließlich brütend heiß, da waren die Fähnchen auch als Fächer höchst willkommen.

Jetzt schnell Karten sichern für die zweite Aufführung am Montag, 11. Juli, 19.30 Uhr! Tickets gibt es an der Theaterkasse unter Telefon (0681) 3092-486 oder unter www.staatstheater.saarland. Cheers!